Lokstoff
“Theater muss nicht immer in Theaterhäusern stattfinden. Ein Theaterstück kann überall inszeniert werden: am Stuttgarter Flughafen, in einem Museum, in der Straßenbahn oder in einem Busdepot. Egal wie skurril oder ausgefallen der Ort ist, Lokstoff schafft es immer wieder den öffentlichen Raum zum Bestandteil seiner Inszenierung zu machen. Dadurch verändert es nicht nur den Blick auf die eigene Stadt. Die Theatergruppe reißt seine Zuschauer aus dem Alltag heraus und entführt sie in eine ungewöhnliche Geschichte.
Diese Form von Theater erfordert Improvisation und schauspielerisches Talent, eine Herausforderung, die Lokstoff in seinem aktuellen Stück “Himmel über Stuttgart” unter Beweis stellt. Im Inneren des Schaufensters des Möbelhauses E + H Meyer sitzt das Publikum und sieht hinaus auf die Kleine Königstraße, wo vier Protagonisten beobachten werden können – alle am Rande des Burnouts. Verrückt. Lustig. Auffallend. Sie suchen nach Selbstverwirklichung, hinterfragen ihr Leben und schreien ihre Visionen und Unsicherheiten heraus. So unterschiedlich die Protagonisten auch sind – alle sind Opfer unserer schnelllebigen Zeit. Und alle erkennen plötzlich ihr Spiegelbild, ihren Engel, der ihnen hilft ihr Leben zu verändern.
Das Stück lebt davon, dass Passanten ständig Teil des Stücks werden. Manche freuen sich darüber, plötzlich im Rampenlicht zu stehen. Andere gehen schnell und schüchtern weiter oder merken wiederum gar nicht, dass sie gerade Teil einer künstlerischen Inszenierung geworden sind. Jede Aufführung ist durch die Verschmelzung von Improvisation, Theater und öffentlichem Raum einzigartig, verrückt und spontan, wenn skurrile Protagonisten auf die Spontanität der Passanten treffen. Aus diesem Grund bietet Lokstoff ein Konzept, das nicht nur Theaterbegeisterte, sondern auch Fans des Medienformats mit versteckter Kamera anspricht.”
Autorin: Nadine Hammele